Beatmungsmaschinen können bei Lungenversagen Leben retten – sie sollten aber nicht voreilig bei Covid-19-Patienten zum Einsatz kommen, warnte der Lungenfacharzt Thomas Voshaar im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ). Die Ausbreitung des Coronavirus habe in einigen Ländern wie Italien und Frankreich für chaotische Zustände in den Kliniken gesorgt – zu Lasten der Patienten. „Für die längere Beobachtung eines Patienten und die Diskussion der Therapie ist im Chaos keine Zeit, deshalb ist häufig vorschnell intubiert, also invasiv beatmet worden“, so der Mediziner.
Bei einer sogenannten invasiven Beatmung liegt ein Plastikschlauch in der Luftröhre des Patienten. Über diesen wird Luft in die Lungen gepumpt und wieder abgezogen. In der Regel müssen Patienten während der Beatmung in ein künstliches Koma versetzt werden. „Für Patienten ist eine invasive Beatmung grundsätzlich schlecht“, warnte Voshaar. „Er kann nicht mehr essen, trinken und selbständig atmen.“ Zu viel Druck bei der Beatmung und ein zu hoher Sauerstoffgehalt könnten der Lunge zudem schaden. „Es ist also immer besser, selbst zu atmen, deshalb schauen wir so kritisch auf die Beatmung.“
Voshaar betonte mit Blick auf die kommenden Wochen jedoch auch, dass die Situation in Deutschland eine andere sei: „Wir haben uns gut vorbereitet, wir wollen die Patienten geordnet aufnehmen und dann überlegt die Therapie einleiten.“ Voshaar arbeitet als Chefarzt in der Lungenklinik im nordrhein-westfälischen Moers und ist Geschäftsführer der Westdeutschen Gesellschaft für Pneumologie. Seit Anfang April habe er 29 Covid-19-Patienten behandelt, von denen 19 bereits entlassen werden konnten. Nur ein Patient mit schweren Grunderkrankungen sei intubiert worden.
Nichtinvasive Beatmung half vielen Patienten
„Vielen Covid-19-Patienten konnten wir mit der Sauerstoffgabe durch die Nase und der nichtinvasiven Beatmung mit Atemmaske gut helfen“, sagt Voshaar. „Natürlich müssen Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung sowie Herz- und Kreislauffunktionen eng überwacht werden.“ Er appellierte grundsätzlich für ein einheitliches Vorgehen. Im Moment gebe es zwischen Intensivmedizinern und Pneumologen keinen Konsens über das Behandlungsschema.
In Deutschland gab es vor Beginn der Corona-Pandemie rund 28.000 Intensivbetten, davon 25.000 mit Beatmungsmöglichkeit. Nach Angabe der Deutschen Krankenhausgesellschaft wurden die Kapazitäten noch einmal deutlich gesteigert. Mittlerweile sollen rund 40.000 Intensivbetten deutschlandweit zur Verfügung stehen. Das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) haben zudem ein Register aufgesetzt, das einen Überblick über den Bestand an freien Intensivbetten mit Beatmungsgeräten gibt.
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