Wer seinen geliebten Apfelbaum vermehren oder sich ein kleineres Exemplar in seinen Garten holen möchte, sollte die Veredelungstechnik kennen.
Das Wichtigste im Überblick
Es kann durchaus sinnvoll sein, einen Apfelbaum zu veredeln. Denn durch diese Vermehrungstechnik werden die positiven Eigenschaften der Unterlage (des Stamms) und des Edelreises miteinander kombiniert. Man kann etwa eine im Wuchs starke Pflanze mit einer antiken, wohlschmeckenden Apfelsorte kreuzen.
Die Unterlage bestimmt also das Wuchsausmaß des Baumes: Wenn Sie zum Beispiel eine Unterlage wählen, die allgemein eher buschförmig oder schwach wächst, so wird auch der neu veredelte Teil entsprechend gedeihen. Das erleichtert die Ernte und den Baumschnitt.
Darüber hinaus lassen sich durch Veredelungen sortenechte Apfelsorten vervielfältigen, bei denen die Vermehrung durch Samen nicht möglich ist.
Wann ist die beste Zeit, einen Apfelbaum zu veredeln?
Zwei Zeiträume sind ideal, um einen Apfelbaum zu veredeln: von Dezember bis März beziehungsweise April (Winterveredelung) und zwischen Juli und August (Sommerveredelung). Dabei sollten jeweils unterschiedliche Veredelungstechniken angewendet werden: das Pfropfen und die Kopulation.
Wann kann ich meinen Apfelbaum pfropfen?
Das Pfropfen ist eine Veredelungstechnik bei Pflanzen. Dabei wird ein Edelreis oder Edelauge – in diesem Falle Spross/Trieb eines edlen Apfelbaums – in eine Unterlage – hier ein Ast; alternativ eine Wurzel mit einem Stammteil – eines weniger edlen Gewächses gesteckt.
Der Spross sollte etwa halb bis dreiviertel so dick wie das Stammstück sein.
- Schneiden Sie eine ein bis zwei Zentimeter tiefe Kerbe in das Stammstück.
- Kürzen Sie den Trieb am Ende und am Anfang ein, sodass nur noch ein bis zwei ruhende Knospen vorhanden sind.
- Stecken Sie dann das Edelreis senkrecht in die Kerbe.
- Versiegeln Sie die Stelle mit Veredelungswachs.
- Nun müssen Sie nur noch warten, bis beides miteinander verwachsen ist.
Der beste Zeitpunkt für das Pfropfen ist Anfang März.
Anleitung: Apfelbaum veredeln durch Kopulation
- eine Unterlage beziehungsweise einen Wurzelballen mit Stammstück
- Edelreis beziehungsweise Trieb mit etwa vier Knospen,
es sollte denselben Durchmesser wie die Unterlage haben - eine scharfe Gartenschere
- ein scharfes Messer
- Veredelungsband
- Kürzen Sie die Wurzeln der Unterlage um die Hälfte.
- Schneiden Sie den Stamm bis auf 20 Zentimeter über dem Wurzelansatz ab. Lassen Sie im Zweifelsfall lieber etwas mehr des Stamms übrig, damit die Veredelungsstelle nicht zu dicht an der Erde ist.
- Nehmen Sie das Edelreis. Setzen Sie das Messer möglichst schräg, fast schon parallel, an das Triebende an.
- Schneiden Sie mit einer möglichst gleichmäßigen Bewegung das Ende ab, sodass eine schräge, etwa fünf Zentimeter lange Schnittfläche entsteht. Der Schnitt (Kopulationsschnitt) sollte sauber sein. Ist er leicht ausgefranst, wiederholen Sie ihn.
- Dasselbe machen Sie nun mit der Unterlage.
- Fügen Sie nun die beiden Schnittflächen aneinander und umwickeln Sie sie mit dem Veredelungsband. Achten Sie dabei darauf, dass das Band möglichst fest und dicht am Gehölz sitzt. So verhindern Sie, dass sich Feuchtigkeit oder Schädlinge an der verwundeten Stelle ausbreiten können.
- Pflanzen Sie den Wurzelballen ein.
- Decken Sie den Stamm samt Edelreis mit etwas Vlies ab, um ihn vor starker Witterung zu schützen.
- Gießen Sie regelmäßig und kontrollieren Sie, ob sich unter dem Veredelungsband ein Pilz oder Schädlinge ausbreiten. In diesem Fall sollten Sie die Stelle säubern und neu verbinden.
Warum hat die Veredelung nicht funktioniert?
Wenn die Unterlage und das Edelreis nicht zusammenwachsen, kann das zwei Gründe haben. Zum einen kann es sein, dass beide genetisch zu verschieden und demnach nicht kompatibel sind. Zum anderen kann es sein, dass es bei der Veredelung zu Fehlern gekommen ist. Versuchen Sie es einfach erneut. Gegebenenfalls mit einer anderen Unterlage oder einem anderen Standort.
Welche Eigenschaften sollte die Unterlage haben?
Die Unterlage sollte für den Standort geeignet sein – Bodenqualität, Lichtverhältnisse, Platzangebot. Zudem sollte sie standfest und resistent gegen bestimmte Krankheiten und Schädlinge sein. Sie können auch auf die Fruchtqualität achten. Dieser Faktor beeinflusst ebenfalls die Qualität der Früchte aus der Veredelungsstelle.
Als Unterlage eignen sich folgende Apfelbaumsorten:
- M 27: schwach wachsend; eher kleine Bäume. Geeignet für Kübel.
- M 9: schwach bis mittelstark wachsend; mittelhohe Bäume. Geeignet für den Vorgarten.
- M 7: mittelstark wachsend: mittelhohe Bäume. Geeignet für einen größeren Garten.
- M 25: stark wachsend; Hochstämme. Geeignet für einen sehr großen Garten oder eine Apfelbaumwiese.
Muss ich meinen Apfelbaum veredeln?
Wenn Sie Ihren Apfelbaum vermehren möchten, müssen Sie ihn veredeln. Denn das Gewächs ist ein Fremdbefruchter. Das heißt, durch Samen kann er nicht vermehrt werden. Stattdessen wird der Mutterbaum quasi geklont, indem ein Teil von ihm auf einen anderen Stamm gesteckt wird.
Fazit
Möchten Sie Ihren Apfelbaum sortenecht vermehren, sollten Sie ihn veredeln. Dafür gibt es zwei Methoden: das Pfropfen und die Kopulation. Welche die bessere ist, richtet sich nach der Jahreszeit. Beide Techniken haben aber gemein, dass durch sie die besten Eigenschaften des Edelreises und der Unterlage hervorgebracht werden.