Durch die vergangenen wärmeren Tage ist die Kälteresistenz von Pflanzen stark gesunken. Der nun herrschende Spätfrost führt zu Schäden, von denen sich Stauden und Co. nur schwer oder gar nicht erholen. Das sollten Sie jetzt tun.
Das Wichtigste im Überblick
Zwar hat vor einigen Wochen der Frühling begonnen und die Forsythien blühen bereits knallgelb, doch nun hat sich eine Kaltfront über Deutschland ausgebreitet, die Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt bringt. Wir sagen Ihnen, wie Sie junge Triebe und Sprösslinge vor dem Spätfrost schützen müssen.
Spätfrost: Sind Gartenpflanzen gefährdet?
Wegen der vorangegangenen wärmeren Tage mit Temperaturen von bis zu 20 Grad ist die Kälteresistenz von Pflanzen stark gesunken. Temperaturen unter vier Grad oder gar Minusgerade würden nun zu Schäden, von denen sich Blumen, Stauden und Co. das gesamte Jahr über nur noch schwer oder teilweise gar nicht erholen:
- Ausfall der Blüte und somit der Ernte
- erhöhte Anfälligkeit für Schädlinge
- jüngere Sprossabschnitte frieren zurück
- unerwünschte Wuchsformen
Auch Knospen, die bereits aus der Winterruhe entlassen wurden, können starke Defekte durch frostige Temperaturen davontragen. Da diese bereits ihre Knospenschuppen abgelegt haben, sind weder ihr Dehydratationsschutz noch ihre Frosthärte noch vorhanden.
Wie können Sie einen Kälteschaden erkennen?
Bei Frost bilden sich an den Blättern und anderen Teilen der Pflanze Eiskristalle, die die jeweiligen Zellen zerstören. Die Folge sind:
- welke, braune und matschige Blätter und Stängel
- die Blätter hängen leblos herunter
- die Knospen sind glasig und matschig
Welche Gartenpflanzen sind besonders betroffen?
Vor allem die Blüten des Apfels, der Kirsche und der Birne trifft der Frost hart – besonders betroffen ist auch die Weinrebe. Ernteausfälle sind die Folge. Gleiches gilt für Gemüsepflanzen wie Tomaten, Gurken, Kürbisse und Paprika. Der Frost beeinflusst die Blütenbildung sowie die Lebensfähigkeit der Pollen. Bei Tomaten kann dies zu harten Früchten mit einer matten Schale führen – unbefruchtete Tomaten der Fleischtomate können sogar aufreißen und vernarben.
Darüber hinaus sind verschiedene Baumarten sehr empfindlich für Spätfrostschäden. Hierzu zählen:
- die Edelkastanie
- die Gemeine Esche
- die Gemeine Walnuss
- die Küstentanne
- die Rotbuche
- die Weißtanne
Aber auch andere Pflanzen, die eher wärmere Gefilde gewöhnt sind, leiden unter dem Spätfrost. Hierzu zählen vor allem der Oleander und die Dahlie.
Wie können Sie Schäden durch Spätfrost vermeiden?
Leider ist es sehr schwer, die jungen Triebe der Beet- und Gartenpflanzen jetzt noch vor Schäden durch den Spätfrost ohne aufwendige Maßnahmen zu schützen. Folgende Tipps können die Folgen etwas mindern:
- Holen Sie Kübelpflanzen ins Haus und stellen Sie diese an einen hellen Ort mit einer Temperatur zwischen fünf und sieben Grad Celsius. Eine zu hohe Umgebungstemperatur würde zu einem starken Austrieb führen. Gießen Sie die Kübelpflanzen während dieser Zeit nur sparsam. Sobald Sie die Töpfe wieder auf Ihren Balkon oder Ihre Terrasse stellen, sollten Sie dennoch die Wurzeln etwas vor leichtem Frost schützen. Hierfür reichen beispielsweise Isolier- oder Bastmatten aus.
- Bei Warmhausgemüse wie Gurken, Tomaten und Paprika muss die Keimtemperatur tagsüber sowie nachts eingehalten werden, andernfalls kann es zu einer Wuchsverzögerung kommen. Ideal ist es, wenn Sie diese Pflanzenarten in einem beheizten Gewächshaus vorziehen, ehe Sie sie ins Gemüsebeet umpflanzen. Ist dies nicht möglich, sollten Sie versuchen, die Frostschäden an den Pflanzen mithilfe von Stroh und Bastmatten zu vermeiden oder zu verringern.
- Bedecken Sie die Beetpflanzen mit Stroh, Gartenvlies, Frühbeetvlies oder Reisig. Diese Isolierungen können Sie auch doppelt oder dreifach legen und so den Schutz erhöhen. Achten Sie allerdings darauf, dass das Material nicht zu schwer ist und nur locker aufliegt. So knicken die Sprösslinge nicht ab und haben noch genügend Platz zum Wachsen.
- Umwickeln Sie die Baumstämme mit Stroh oder Vlies. So verhindern Sie, dass sich aufgrund der Temperaturschwankungen (Sonneneinstrahlung und Nachtfrost) Risse in der Rinde bilden, die den Baum anfällig für Schädlinge und Pilze machen. Sobald der Dauerfrost überstanden ist, sollten Sie diese offenen Stellen mit einem Kalkanstrich schließen.
- Bedecken Sie Sträucher und Beerengewächse mit einer isolierenden Abdeckung. So können Sie einem Ernteausfall durch Blütenfrost entgegenwirken.
- Immergrüne Pflanzen werden mit einem Schattiernetz bedeckt und so vor der Sonne geschützt. Dies verhindert die Dehydrierung der Gehölze. Sobald der Frost überstanden ist, können Sie die Kirschlorbeere, Ölweide und Glanzmispel wieder gießen.
Gartenvlies schützt Stauden vor Spätfrost
Dr. Michael Burkart, Kustos beim Bonatischen Garten an der Universität Potsdam, rät: „Stauden und andere, generell winterharte Pflanzen können gegen leichtere Nachtfröste mit einigen Lagen Gartenvlies geschützt werden. In der Regel sind solche Pflanzen, auch Freilandgehölze, aber imstande, Frostschäden wie abgefrorene Jungtriebe, mit denen man rechnen muss, durch zusätzlichen Austrieb später wieder auszugleichen.“
Nachdem der Dauerfrost überstanden ist, sollten Sie abgestorbene Pflanzenteile abschneiden und schauen, ob diese bereits neu austreiben. Dieser Pflegeschnitt verringert auch die Anfälligkeit für Schädlinge und Pilze.
„Der Fruchtansatz ist allerdings häufig für das Jahr passe, wenn Nachtfrost in die geöffneten Blüten kommt,“ erklärt der Experte. Zwar würden professionelle Obstbauern dem Gefrieren durch das feine Besprühen mit Wasser vorbeugen, dies sei laut Experte aber kein praktikables Verfahren für Hobbygärtner.
Welche Vorbeugungsmaßnahmen können Sie treffen?
„In Mitteleuropa sind solche Spätfröste ’normal‘. Wir müssen bedenken, dass wir, gemessen am Breitengrad, eigentlich ein generell viel kälteres Klima hätten, wenn uns nicht der Golfstrom wärmen würde. Eisige polare Luftmassen haben es nicht so weit bis zu uns, wie wir leider gerade wieder bemerken müssen“, erklärt Burkart. Er rät, frostempfindliche Pflanzen erst nach den Eisheiligen, ab Mitte Mai, nach draußen zu stellen.