Sowohl Obstbäume als auch Ziergehölze können veredelt werden. Mit dieser Anleitung gelingt Ihnen die Vermehrung sicher.
Wer sortenechte und widerstandsfähige Abkömmlinge seines Lieblingsobstbaumes oder -ziegehölzes haben möchte, sollte sie mithilfe der Veredelungstechnik vermehren. Auf den ersten Blick klingt die Technik zwar etwas kompliziert, doch mit etwas Geschick und Geduld können auch Hobbygärtner mit ihrer Hilfe erfolgreich ihre liebsten Gehölze nachzüchten.
Warum sollte ich meine Bäume veredeln?
Durch diese spezielle Vermehrungstechnik werden die positiven Merkmale der Unterlage (Stamm), etwa die Wuchsstärke und -geschwindigkeit, und die des Edelreises (Trieb mit Knospe) – zum Beispiel eine historische Obstsorte oder besondere Blütenfarbe – miteinander kombiniert. Bei einer Veredelung bestimmt sodann die Unterlage, wie das Gehölz wächst (buschförmig oder schwach), der Trieb wiederum bestimmt die Krone. Das hat den Vorteil, dass Sie beispielsweise einen Apfelbaum mit buschiger Krone züchten können, die Ihnen die Ernte erleichtert. Oder Sie veredeln einen Zierstrauch, der nicht allzu auswuchernd wächst und daher als Kübelpflanze geeignet ist.
Eine weitere wichtige Funktion der Veredelung ist die Vermehrung sortenechter Obstbäume, bei denen eine Vermehrung durch Samen nicht möglich ist.
Wann ist die beste Zeit, um Bäume zu veredeln?
Die beste Zeit für die Veredelung eines Baumes variiert je nach gewählter Methode. Dezember und Januar eignen sich für die Kopulation, während die Okulation im Sommer durchgeführt werden sollte. Im Frühjahr, insbesondere in den Monaten März und April, ist der beste Zeitpunkt zum Pfropfen.
Wie kann ich einen Baum veredeln?
- eine Unterlage (Stamm mit Wurzelballen)
- Edelreis (Trieb mit etwa vier ruhenden Knospen)
Er sollte denselben Durchmesser wie die Unterlage haben. - eine scharfe Gartenschere
- ein scharfes Messer
- Veredelungsband
- Um das Wurzelwachstum anzuregen, kürzen Sie die Wurzeln der Unterlage um die Hälfte.
- Kürzen Sie den Stamm auf eine Länge von 20 bis 30 Zentimeter über dem Wurzelansatz.
- Schneiden Sie das Ende des Edelreises möglichst schräg – quasi parallel zum Holz – und in einer gleichmäßigen Bewegung ab. Die Schnittfläche sollte etwa fünf Zentimeter betragen. Wichtig ist, dass der Schnitt (Kopulationsschnitt) sauber und nicht ausgefranst ist.
- Jetzt schneiden Sie das Ende der Unterlagen genauso schräg, sauber und gleichmäßig ab.
- Legen Sie die Schnittflächen der Unterlagen und des Edelreises aneinander und verbinden Sie beides mit dem Veredelungsband.
- Pflanzen Sie den neuen Baum ein. Etwas Vlies schützt das noch schwache Gehölz vor starkem Wind und Kälte. Wenn es angewachsen ist, können Sie diesen Schutz entfernen.
- Edelreis
- Unterlage
- Messer
- Veredelungsband
- Bei der Okulation wird lediglich eine ruhende Knospe vom Edelreis (Edelauge) in die Rinde eines Triebes der Unterlage gesteckt.
- Dazu vorsichtig die oberste Rindenschicht von dem Trieb einen Zentimeter entfernen.
- Stecken Sie nun das Edelreis hinein.
- Legen Sie die Rinde wieder über das Edelreis.
- Bei Bedarf mit einem Veredelungsband umwickeln.
Beim Pfropfen handelt es sich um eine bewährte Veredelungsmethode für älteres Gehölz. Dabei wird ein Edelreis oder Edelauge – beispielsweise ein Trieb von einem hochwertigen Zierstrauch – in den Ast einer weniger edlen Unterlage gesteckt.
- eine Unterlage beziehungsweise ein Stammstück
- Edelreis beziehungsweise Triebe mit etwa vier Knospen
Ihre Durchmesser sollten maximal halb so dick wie der Unterlage sein. - eine scharfe Gartenschere
- ein scharfes Messer
- Veredelungswachs
- Nehmen Sie einen Trieb (Edelreis) mit vier bis fünf ruhenden Knospen.
- Schneiden Sie ihn gerade ab.
- Sägen Sie einen Ast von einem Baum (Unterlage). Sägen Sie dann eine Kerbe quer hinein. Sie sollte bis zu fünf Zentimeter tief sein.
- Stecken Sie den Trieb in die Kerbe.
- Versiegeln und befestigen Sie alles mit Veredelungswachs.
Danach ist Geduld gefragt, bis die Verbindung hergestellt ist.
Welche Bäume kann ich miteinander veredeln?
Sie können artengleiche (Apfel mit Apfel, Kirsche mit Kirsche), aber ebenso einige gattungsgleiche Bäume miteinander veredeln – beispielsweise Birne auf Quitte, Mandel auf Aprikose, Quitte auf Weißdorn oder Pflaume auf Pfirsich.
Sie können auch verschiedene Sorten (Edelreis) mit einer Unterlage vermehren (idealerweise pfropfen).
Wie lange braucht eine Veredelung zum Anwachsen?
Nach einem bis zwei Monaten sollten die Unterlage und der Trieb miteinander verwachsen sein. Nach spätestens vier Monaten können Sie das Veredelungsband bei Bedarf entfernen.
Bei einigen Veredelungen können Sie bereits nach zwei Jahren die erste Ernte feiern. Bei eher stark wachsenden Unterlagen kann das hingegen bis zu fünf Jahre dauern.
Fazit
Durch die Veredelung von Bäumen können Sie sortenechte Nachkömmlinge des Gehölzes züchten. Dafür gibt es verschiedene Vermehrungstechniken (Kopulation, Okulation, Pfropfen), die Sie je nach Jahreszeit anwenden können. Das Ergebnis ist ein Gehölz, das die positiven Eigenschaften beider Gehölze vereint.