Survival-Guide: Wie überlebt man auf einer einsamen Insel?

Die Romanfigur „Robinson Crusoe“ hat es vorgemacht: das Überleben auf einer einsamen Insel. Vieles, was in Geschichten und Filmen dargestellt ist, trifft aber nicht auf die Realität zu. Zusammen mit dem Survival-Experten Rüdiger Nehberg geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie am besten auf einer einsamen Insel überleben.

Einmal selbst Feuer machen oder das Essen mit eigenen Händen fangen: Viele hängen der romantischen Idee nach, nur auf sich selbst gestellt, auf einer einsamen Insel zu leben. Aber wie schwer ist das? Was sollte man auf jeden Fall tun, wenn man unvorbereitet in eine solche Situation gerät? Ein Survival-Experte gibt Ihnen Tipps, wie Sie Tage als moderner Robinson Crusoe am besten überstehen.

Bewahren Sie einen kühlen Kopf: So sollten Sie grundsätzlich vorgehen

Wenn Sie sich plötzlich allein auf einer einsamen Insel befinden, versuchen Sie vor allem eines: einen kühlen Kopf zu bewahren. Bevor Sie in Panik verfallen, sollten Sie sich eines bewusst machen: Sie leben noch; ganz egal, ob Sie nach einem Schiffbruch an Land gespült wurden oder es aus eigener Kraft dorthin geschafft haben.

„Vieles werden Sie jetzt instinktiv richtig machen. Das reduziert Panik“, meint auch der Autor des Bestsellers „Überleben ums Verrecken“, Rüdiger Nehberg. Und das ist gut so, denn Sie benötigen einen klaren Kopf, um sich auf die folgenden Schritte einzustellen.

Schaffen Sie sich einen praktischen Schlafplatz

In der Nacht fallen die Temperaturen. Es ist daher wichtig, dass Sie sich für Ihren Schlafplatz einen Ort suchen, der möglichst gut vor Wind geschützt ist. Der Survival- Experte Nehberg rät, eine Kuhle zu graben und diese gegen die Bodenkälte dick mit Gras auszulegen.

Gras kann als gute Isolation dienen. Nehberg empfiehlt daher, die Kleidung ebenfalls mit Gras auszustaffieren und sie so als wärmenden Schlafsack zu nutzen. „Barhäuptige wie ich fertigen sich zudem eine Kopfbedeckung. Über den Kopf verliert man sehr viel Körperwärme“, so der Experte.

Unerlässlich: Suchen Sie nach Trinkwasser

Probleme mit dem Kreislauf, den Muskeln und die Abnahme unserer geistigen Leistung: Je weniger Wasser unserem Körper zur Verfügung steht, desto schlechter geht es ihm.

Ein Erwachsener kann etwa drei Tage ohne Wasser überleben. Sind Sie gestrandet, ist es daher wichtig, dass Sie schnell an frisches Trinkwasser kommen. Schwierig wird dies allerdings, wenn man von Salzwasser umgeben ist.

Nehberg empfiehlt hierfür, wenige Meter vom Meereswasser entfernt ein Loch zu graben, „bis Sickerwasser eindringt“. Das besondere bei diesem Trick: Während die ersten paar Liter noch abgetragen werden müssen, folgt danach trinkbares Wasser, welches laut dem Survival-Experten so gut wie kein Salz enthält.

Nahrungssuche am Meer und auf der Insel

Das Gute gleich vorne weg: Ohne Essen hält der Mensch sehr viel länger aus als ohne Wasser. Der Überlebens-Experte sagt, dass man bis zu vier Wochen ohne Nahrung auskommt und das Hungergefühl nach drei Tagen verschwindet. Sollten Sie in den ersten Tagen ohne Essen auskommen müssen, ist das also kein Grund zur Panik.

Ein weiterer positiver Fakt: Nahrung können Sie sowohl auf der Insel als auch im Meer finden. Ihnen bleiben also mehrere Optionen, wie Sie Ihren Hunger stillen können. „An Meeresküsten bieten sich Muscheln an, die man roh essen kann“, sagt Nehberg. „Sie sitzen bündelweise an Gesteinen im Meer.“

Außerdem können Sie im Meer Fische fangen. Der Autor rät, hierfür einen geraden Stock mit kurzgeschnittenen, angespitzten Astgabeln als Widerhaken zu nutzen. Und Sie müssen viel Geduld mitbringen. So erklärt der Survival-Experte, dass man mit dem hergestellten Fanggerät erst zustechen sollte, wenn sich der Fisch genau senkrecht darunter befindet.

Sollten Sie am Meer kein Glück mit Ihrer Essenssuche haben, bleibt Ihnen noch immer das Innere der Insel. Mittels einer Falle können Sie beispielsweise Tiere in eine Falle locken. Mit welcher Falle Sie die Tiere auch immer fangen möchten, für ein gutes Gelingen gibt Nehberg den Tipp, die Tiere in die Falle „hineinzuzwingen“.

Um das zu erreichen, „wird ihnen (den Tieren) der Weg trichterförmig so mit Geäst versperrt, dass sie hindurch – oder darüber hinweg – müssen.“ Und Nehberg ergänzt: „Die weltweit sicherste Nahrung aber sind Insekten – die Filetsteaks des Verhungernden.“

Finden Sie sich im fremden Paradies zurecht

Haben Sie sich um Nahrung, Wasser und einen guten Schlafplatz gekümmert, sollten Sie als nächstes die Insel erforschen. Halten Sie dabei nach allen Gegenständen Ausschau, die Ihre Situation verbessern könnten.

Hierzu gehören nicht nur weitere Nahrungsmittel. Auch Holz und Blätter sind wichtige Objekte, die Sie genau im Auge behalten sollten. So sagt der Survival-Experte: „Vielleicht findet man einen besseren Aufenthaltsort. Vielleicht findet man Holz und große Blätter für den Bau eines Daches. Oder Brennholz.“

Beugen Sie Gefahren effektiv vor

Auch wenn Ihre private Insel von außen vielleicht harmlos aussieht, sollten Sie doch auf mögliche Gefahren vorbereitet sein. Der Survival-Experte rät deshalb, Knüppeln oder Steine parat zu haben. Aus harten Steinen lassen sich auch Klingen schlagen. Die könne man als Messer, Axt oder Skalpell nutzen.

„Gefährliche Tiere sind auf einsamen Inseln nicht zu erwarten“, so Nehberg. Sie könnten höchstens Skorpionen, Schlangen oder Spinnen begegnen. Diesen solle man entweder ausweichen oder Sie als Nahrung in den Speiseplan aufnehmen.

Auch für die „Begegnung mit aggressiven Menschen“ hat Nehberg einen Tipp: „Kleine Steinsplitter, gut versteckt am Körper, sind die letzte Notwehrwaffe“. Er verweist zudem darauf, dass besonders Verletzungen wie Knochenbrüche auf einer einsamen Insel gefährlich werden können. Sie sollten es daher vermeiden, sich unkonzentriert durch unbekanntes Gelände zu bewegen.

Halten Sie sich durch ein Feuer warm

Nachts kann es in manchen Regionen schnell sehr kalt werden. Ein wärmendes Feuer ist also sehr wichtig. Wie bereits erwähnt, sollten Sie daher nach Feuerholz Ausschau halten.

Wie schwierig das Entzünden wird, hängt zum Teil auch davon ab, welche Objekte Sie mit sich führen. Brillen und Tampons sind hier beispielsweise kleine Helfer. „Wer den Tampon-Trick kennt, kann damit sehr einfach durch Reibung Glut und Feuer erzeugen“, sagt Nehberg. Das funktioniert so: Nehmen Sie den Tampon aus der Plastikverpackung. Dröseln Sie den Hygieneartikel nun auf, zupfen Sie die Watte auseinander und geben etwas Asche oder auch Sand darauf. Rollen Sie das Ganze dann wieder zusammen. Legen Sie ein Stück Holz auf das Päckchen und rollen es damit hin und her. Nutzen Sie dabei viel Druck und und machen Sie möglichst keine Pause. Durch die Reibung entsteht Hitze und somit nach einiger Zeit Glut. Pusten Sie vorsichtig in die Glut und halten sie den Zunder daran. Mit etwas Geschick entsteht so Feuer.

Auch durch Reibung verschiedenharter, trockener Hölzer kann Feuer erzeugt werden, erklärt der Experte – sofern klimatisch trockene und heiße Bedingungen gegeben sind. Er gibt aber zu bedenken, dass hierfür ein Flitzebogen benötigt wird, in dessen Sehne man einen trockenen Rundstab aus weichem Holz spannt. „Mit starkem Druck per Stein auf den Rundstab wird er auf härterem Holz schnell hin und her rotiert. Der erzeugte Qualm kann dann durch Anpusten zur Glut entfacht werden.“ Das Bogenseil kann etwa aus einem Jeansstreifen hergestellt werden. Allerdings gibt Nehberg zu bedenken, dass eine intakte Hose auch für Schutz und Wärme wichtig ist.

SOS-Zeichen und Fahnen: So suchen Sie sich Hilfe

Irgendwie müssen Sie natürlich auch wieder von der Insel runter kommen. Um andere auf sich aufmerksam zu machen, haben Sie mehrere Möglichkeiten.

Sie können zum Beispiel aus Steinen oder Trockenhohlz ein SOS-Zeichen am Strand bauen. Haben Sie nur wenige Objekte zur Hand, können Sie auch den Sand am Strand dafür nutzen. Beachten Sie, dass die Buchstaben groß genug sein müssen, damit Sie auch aus Flugzeugen gut zu sehen sind. „Optimal sind zudem große Feuer, Qualm und eine Fahne zum Schwenken“, sagt Nehberg.

Vorbereitung ist immer besser als Nachsicht. Merken Sie sich also die Überlebens-Tipps, um in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Außerdem: „Vorbereitungen auf alle denkbaren Notfälle sind genauso spannend wie die Reise selbst“, sagt Nehberg.

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