Der Höhenflug des Kanzlers: Am Ende des Auftritts im Durchschnittsdeutschland wird er übermütig

Vor fast genau einem Jahr wurde der Autor von der Redaktion nach Cottbus geschickt, um über ein Gespräch von Olaf Scholz mit Bürgern zu berichten. Die Stimmung in Deutschland war schlecht, aber das Treffen verlief überraschend friedlich. Ein Jahr später fand ein ähnliches Bürgergespräch in Dresden statt, das der Autor ebenfalls besuchte. Die Veranstaltung wurde streng gesichert, aber die Atmosphäre war zivilisiert. Die Fragesteller wurden in Lehrer, Besserkanzler und Spinner eingeteilt. Scholz reagierte zunehmend gereizt auf kritische Fragen, verteidigte aber auch die Erfolge seiner Regierung. Am Ende wiederholte er sarkastisch einen Spruch, der jedoch im Netz für Aufregung sorgte. Trotzdem genoss Scholz den Abend in Dresden und bevorzugt solche Bürgergespräche gegenüber Interviews. Es war ein geselliger Abend ohne größere Zwischenfälle.

Olaf Scholz in Dresden: Ein Bürgerdialog der besonderen Art

Vor fast genau einem Jahr schickte mich die Redaktion nach Cottbus, um dort über ein Gespräch von Olaf Scholz mit 150 Bürgern zu berichten. Ich erwartete schwere See für den Kanzler, denn schon damals war die Stimmung in Deutschland schlecht und Scholz‘ Ampel-Koalition verlor massiv an Zustimmung – die ja nie sonderlich hoch gewesen war. Der Ukraine-Krieg, die illegale Migration, das Heizungsgesetz, hohe Energiepreise und Inflation: Wen hätte es gewundert, wenn der Zorn der Bevölkerung bei diesem Format auf den Anführer der Regierung niedergegangen wäre?

Ein ruhiger Abend in Cottbus

Doch es kam anders. Aufgeräumte Bürger und einen entspannten Kanzler sah man an diesem gepflegt-langweiligen Abend. Gespaltene Gesellschaft? Fehlanzeige. „Ein Schlüssellochblick auf eine unhysterische Republik“ lautete mein Fazit. Ich fand das irgendwie beruhigend. Ganz anders als viele Leser in der Kommentarspalte bei WELT, die ausgesuchte Mildbürger und dementsprechend vorher eingereichte, nach Genehm sortierte Fragen vermuteten.

Ein neues Gespräch in Dresden

Daher hier gleich zu Anfang die Spielregeln, die auch bei Scholz‘ Bürgergespräch in Dresden galten, das ich nun besuchte. Über einen Medienpartner – in diesem Fall die „Sächsische Zeitung“ – wurden die Bürger aufgefordert, sich für die Teilnahme zu bewerben. Die Auslosung der 150 Plätze übernahm dann die Redaktion. Die Fragen wurden nicht eingesandt, sie waren also weder der Zeitung noch dem Kanzleramt bekannt.

Vor dem „Kraftwerk Mitte“, einer zu einem multifunktionalen Bildungsbürger-Bespaßungseinrichtung umgebauten ehemaligen Energiefabrik, sieht es nach Alarmstufe Orange aus. Die Straßen sind mit Polizeitransportern vollgeparkt, in schwerer Panzeruniform stehen die Beamtinnen und Beamten in kleinen Trupps und rauchen. Ruhe vor dem Sturm?

Ein bunter Mix an Bürgern

Das Publikum in Dresden ist ganz durchschnittlich: von gerade aus der Pubertät gekommen bis weit in der Rente, etwas mehr Herren als Damen, einige haben es, kleidungstechnisch zu erahnen, dicker als andere. Es ist schon ein kleines Durchschnittsdeutschland, das da versammelt ist.

Der Kanzler und die Fragesteller

Bei solchen Veranstaltungen lassen sich die Fragesteller in drei Gruppen aufteilen: die Lehrer, die Besserkanzler und die Spinner. Die Dynamik zwischen ihnen und dem Kanzler ist interessant zu beobachten. Scholz gibt sich als Kümmerer, als jemand, der zuhört und nach Lösungen sucht. Er zeigt aber auch Widerworte und verteidigt die Arbeit seiner Regierung.

Ein geselliger Abend für alle

Ganz am Ende wird Olaf Scholz übermütig. Er scherzt mit den Bürgern und beendet den Abend mit einem Augenzwinkern. Trotz vereinzelter kritischer Stimmen verläuft der Bürgerdialog friedlich und konstruktiv. Ein gelungener Abend in Dresden, ohne die befürchteten Treckerproteste.

Insgesamt zeigt sich, dass solche Bürgerdialoge eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Regierung und Bevölkerung sind. Wenn beide Seiten offen aufeinander zugehen, können gemeinsam Lösungen gefunden werden. Genau das war auch in Dresden zu spüren – ein Abend der gegenseitigen Anerkennung und des konstruktiven Dialogs.

Fazit

Olaf Scholz bewies bei seinem Bürgerdialog in Dresden, dass er auch in schwierigen Zeiten für einen respektvollen und konstruktiven Austausch bereit ist. Trotz vereinzelter kontroverser Fragen zeigte sich der Kanzler als aufmerksamer Zuhörer und engagierter Gestalter. Ein Abend, der Mut macht für die Zukunft der demokratischen Debatte in Deutschland.

Der Höhenflug des Kanzlers: Am Ende des Auftritts im Durchschnittsdeutschland wird er übermütig